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16. November 2017

„Geburtstage mit dem Führer“

Überleben im totalitären SS-Regime: 440 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Salzkotten und Delbrück sahen Theaterstück der Autorin Beate Albrecht

Annis Geburtstag, als für sie und ihre Familie noch die Welt in Ordnung war: ein ganz normaler Geburtstag mit Kuchen, Blumen und Musikständchen  (Foto: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Ulrike Sander) 
Annis Geburtstag, als für sie und ihre Familie noch die Welt in Ordnung war: ein ganz normaler Geburtstag mit Kuchen, Blumen und Musikständchen (Foto: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Ulrike Sander)

Anni ist neun Jahre alt, als Hitler die Macht übernimmt. Sie hat am selben Tag Geburtstag wie der „Führer“. 1933 schreibt sie dem bis dahin noch unbekannten „Hallo Herr Hitler“ ihren ersten Geburtstagsbrief. Anni, ihre Familie und Freunde geraten sehr schnell in den Strudel der historischen Ereignisse. Einige werden Anhänger der NS-Diktatur und marschieren mit, andere verweigern sich der alles beherrschenden Ideologie und gehen in den Widerstand oder fliehen. Warum Terror und Verfolgung? Warum muss der Vater aufgrund seiner politischen Gesinnung ins Konzentrationslager, indem er später verstirbt? Warum darf der jüdische Musiklehrer sie nicht mehr unterrichten? Das alles sind Fragen, die Anni jedes Jahr an ihrem Geburtstag in ihren Briefen an Hitler formuliert, doch aus Furcht vor Verfolgung nie abschickt. Über 440 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Delbrück und Salzkotten sahen auf Einladung des Paderborner Kreisjugendamtes in zwei Aufführungen in ihren Schulen das Theaterstück der Wittener Autorin Beate Albrecht „Über das Leben oder meine Geburtstage mit dem Führer“, die auch die Rolle von Annis Mutter spielt. Der Theaterwerkstatt gelingt es mit Musik, Tanz und Schauspiel, den Terror und das Grauen der Zeit atmosphärisch dicht auf die Bühne zu bannen. Die Schülerinnen und Schüler erlebten mit zunehmendem Entsetzen, wie schnell die Mechanismen ideologischer Durchdringung griffen und auch Annis Kampf um ein gerechtes Leben in einen Kampf ums Überleben mündet. Das Stück erzählt von Freundschaft und Feindschaft, von Verrat und Vernichtung, aber auch von Mut und Entschlossenheit, sich dem Unrechtsregime entgegenzustellen.

 „Theater ist immer ein Türöffner für Themen des Kinder- und Jugendschutzes“, erläutert Carlos Tomé vom Paderborner Kreisjugendamt. Dabei gehe es nicht nur um historische Fakten sondern auch um das, was man daraus für die Zukunft lerne. Menschenrechtsverletzungen, Rassismus und Ausgrenzung im Alltag seien kein Phänomen der Vergangenheit sondern gerade in diesen Tagen brandaktuell. Tomé begleitete die teilnehmenden Schulen und stellte ergänzendes Material zur Verfügung, um eine Einbettung des Themas in den Unterricht zu unterstützen.

Annis Vater wird von den Nazis verprügelt, Anni ist völlig verstört, ihre Mutter versucht in dieser Phase noch zu beschwichtigen (Foto: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Ulrike Sander) 
Annis Vater wird von den Nazis verprügelt, Anni ist völlig verstört, ihre Mutter versucht in dieser Phase noch zu beschwichtigen (Foto: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Ulrike Sander)

Das Stück „Über das Leben – oder meine Geburtstage mit dem Führer“ basiert auf Erzählungen von Zeitzeugen, die das Konzentrationslager Ravensbrück überlebt haben. Die Autorin Beate Albrecht war zudem eine Woche lang in der dortigen Mahn- und Gedenkstätte. Vor Ort habe sie sich gefragt, wie man von diesem Leid, dem Unrecht und der Grausamkeit erzählen könne. Die Theaterwerkstatt habe sich für eine Darstellung mit Tanz und Musik entschieden, bewusst auch in der Schlussphase des rund 65 Minuten langen Stücks, wo angesichts von Terror und Unmenschlichkeit die Worte fehlten und die Instrumente schwiegen. Die Jugendlichen nahmen die Botschaft der Autorin und des Kreisjugendamtes mit: Dass es nötig ist, jeden Tag für Demokratie und Menschlichkeit einzutreten. Das Stück kann über das Kreisjugendamt in Schulen und anderen Einrichtungen gezeigt werden und eignet sich für Jugendliche ab 13 Jahre.

Mehr Infos bei Carlos Tomé vom Paderborner Kreisjugendamt, 05251 308–5122.

Hintergrund:
Das Kreisjugendamtes Paderborn bietet regelmäßig theaterpädagogische Projekte an Schulen und Jugendtreffs zu Themen des Kinder- und Jugendschutzes wie Sucht, Gewalt, Medienkonsum oder wie mit diesem Stück zu Fremdenfeindlichkeit und rechter Gewalt an. Um die Theateraufführungen vor- und nachzubereiten, begleitet das Kreisjugendamt die Schulen und Jugendeinrichtungen in der Vor- bzw. Nachbearbeitung. Ziel ist es, dass die Projekte zum Nachdenken anregen und in den Alltag hineingetragen werden.

 
 
 
 

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