06. April 2016
Kreisumweltamt rät bei einer Wolfsbegegnung nicht abrupt weglaufen, sondern sich langsam zurückziehen
Das Regionalforstamt Hochstift und der Kreis Paderborn lassen derzeit prüfen, ob ein Wolf das Kreisgebiet durchquert hat. Grund dafür: ein Schafsriss in der Gemeinde Borchen und ein Autounfall mit einem Tier.
Das Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen prüft derzeit, ob ein Wolf oder ein Haushund die Schafe gerissen hat.
Die Fellspuren vom Unfallwagen wurden an das Senckenberg Institut nach Frankfurt am Main geschickt. Das Ergebnis liegt Ende der 15. Kalenderwoche vor, sagt Werner Sonnabend vom Umweltamt. Der zuständige Jagdaufseher hatte das Gebiet bereits nach dem Unfall abgesucht, aber aufgrund des Regens keine Hinweise gefunden.
Es steht die Frage im Raum, ob sich ein oder mehrere Wölfe im Kreis Paderborn aufgehalten haben. „Der Wolf gehört zur biologischen Vielfalt. Wir müssen lernen mit ihm zu leben“, sage Landrat Manfred Müller. Der Wolf gehört in Deutschland zu den geschützten Arten und darf daher nicht bejagt werden. Derzeit unterliegt der Wolf nicht dem Jagdrecht. „Ob das bei wachsender Ausbreitung und steigender Population auf Dauer so bleiben kann, stelle ich in Frage", so Landrat Manfred Müller, der aufgrund persönlicher Kontakte zu den Forstrevieren "mit Wolfserfahrungen" in der Lüneburger Heide im Austausch steht. „Er vermehrt sich sehr schnell. Junge Wölfe suchen neue Reviere. Bei zu großen Populationen wird es möglicherweise Regulierungsmöglichkeiten geben müssen", so Müller.
Die Ausbreitung des Wolfes von Niedersachsen nach NRW wird schon länger erwartet. Deswegen beschäftigt sich der Kreis Paderborn schon länger mit dem Thema. Von Oktober bis November war im Foyer des Kreishauses die Ausstellung des Regionalforstamtes Hochstift „Was tun, wenn der Wolf kommt?“ zu sehen. „Mit der Ausstellung wurde deutlich, dass die Gefahr für den Menschen gering ist, Nutztiere wie Schafe aber einen besonderen Schutz brauchen“, sagt Müller.
Angriffe von gesunden, freilebenden Wölfen auf Menschen sind in Europa extrem selten, weiß Sonnabend vom Umweltamt. Es sei sehr selten, dass Spaziergängerinnen und Spaziergänger einen Wolf aus der Nähe zu Gesicht bekommen.
Grundsätzlich sollte man bei Wolfsbegegnungen Ruhe bewahren, denn der Wolf flüchtet, wenn er sich entdeckt fühlt. Junge Wölfe seien jedoch von einer spielerischen Neugier getrieben, ähnlich wie junge Hunde. „Man sollte nicht abrupt weglaufen, sondern stehen bleiben und sich dann langsam zurückziehen“, sagt Sonnabend. Auch kann man den Wolf vertreiben, indem man ihn laut anspricht, in die Hände klatscht und mit den Armen winkt. Sonnabend rät außerdem dringend dazu, den Wolf nicht anzufassen oder zu füttern.
Der Wolf war fast hundert Jahre in Deutschland verschwunden. Vor 15 Jahren wurde er in der sächsischen Oberlausitz entdeckt. Ein Wolfspaar wanderte aus Polen ein, siedelte sich an und zog Junge auf. Damals war dies eine wildbiologische Sensation. Von der Oberlausitz aus breitet sich das Raubtier nun nach Westen aus. In Nordrhein-Westfalen wurde es erstmals im Jahr 2009 im Kreis Höxter entdeckt. Junge Wölfe verlassen bei Geschlechtsreife ihr Rudel und suchen ein neues Revier. „Sie legen auf ihrer Wanderung bis zu hundert Kilometer zurück. So kann der Wolf auch in den Kreis Paderborn kommen“, sagt Sonnabend.
Der Wolf wurde bereits in den Nachbarkreisen Lippe und Güterloh gesehen. Das nordrhein-westfälische Umweltministerium bestätigte am 29. März, dass im Kreis Lippe ein Wolf durch Videoaufnahmen festgehalten wurde. Am 4. April bestätigte das Ministerium den Wolf in Gütersloh – es handelt sich um einen jungen Wolfe (siehe Pressemitteilungen unten).
Da einige Hunderassen dem Bild des Wolfes recht nahe kommen, kommt es jedoch auch regelmäßig zu Verwechslungen und falschen Wolfsmeldungen, heißt es in einem Flyer des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen.
Der Flyer beschreibt den Wolf wie folgt: Der Europäische Wolf wird etwa so groß wie ein Schäferhund und wiegt im Mittel um die 40 Kilogramm. Seine Fellfarbe ist sehr variabel, der Grundton ist grau. Die kleinen, dreieckigen Ohren stehen nach oben. Zusammen mit der spitzen, recht hellen Schnauze und den gelblichen Augen formen sie das markante Wolfsgesicht.
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