Von Produktionsbetrieben, einem Studentenwerk über ein Seniorenheim bis hin zum SC Paderborn ist alles dabei: Zehn Unternehmen und Institutionen aus dem Kreis Paderborn, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, verbessern seit einem Jahr im Rahmen des Umweltprojektes „ÖKOPROFIT®®“ ihre Abläufe. Ziel ist es, Ressourcen zu sparen und gleichzeitig das Betriebsergebnis zu verbessern. Denn ÖKOPROFIT® ist kein Widerspruch in sich: Beide sollen profitieren, Unternehmen und Umwelt: Einsparungen bei Strom, Gas und Wasser oder auch Vermeidung von Abfall tragen auch zum Klimaschutz bei. Den beteiligten Unternehmen wurden Berater zur Seite gestellt, die gemeinsam mit den Beschäftigten nach Einsparmöglichkeiten und Schwachstellen suchten. ÖKOPROFIT®® heißt auch: Es einfach machen. Und so wurden keine Pamphlete verfasst sondern Projekte entwickelt, die gleich vor Ort in die Praxis umgesetzt wurden. Die teilnehmenden Betriebe erzielten beeindruckende Ergebnisse. Bei 65 Maßnahmen konnten die Einspareffekte direkt berechnet werden: Im Ergebnis konnten ca. 5 t Abfall, 1400 m³ Wasser und ca. 1.500.000 kWh Energie eingespart werden. Die Energieeinsparung entspricht einer Reduzierung des Treibhausgases CO₂ um über 3.030 Tonnen im Jahr. All das kommt auch im Portemonnaie der Betriebe an. Sämtliche Betriebe unterzogen sich einer unabhängigen Prüfungskommission. NRW-Umweltminister Johannes Remmel und Landrat Manfred Müller würdigten das Engagement der Betriebe für den Umwelt- und Klimaschutz bei der DB-Fahrzeuginstandhaltung GmbH, Werk Paderborn und zeichneten sie mit einer Urkunde aus.
NRW-Umweltminister Remmel mahnte die Dringlichkeit von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen an. Die Rohstoffe seien endlich, die Belastung von Luft und Wasser entscheide über die Lebensqualität. Und letztlich hänge das Überleben der Menschheit von einem stabilen Weltklima ab. Er zeigte sich erfreut, NRW als ÖKOPROFIT®-Land bezeichnen zu können. 1661 Unternehmen setzten in 142 abgeschlossenen Projekten bereits über 7.600 monetär bewertbare Umweltschutzmaßnahmen um (Stand Januar 2015). Ein Blick auf die Karte zeigt, dass diese Betriebe ihren Standort überwiegend im Ruhrgebiet haben. Da sei also noch viel Potenzial. Im Bereich des Klimaschutzes gebe es einige Leuchtturmprojekte. Und es gebe die vielen kleinen Schritte, die in der Summe große Erfolge zeigen könnten. So wie hier jetzt in Paderborn. Glück für den Minister, dass auch der SC Paderborn sich den Klimaschutz auf die Fußballfahnen geschrieben hat. Er konnte mit einem Fußballtrikot mit seinem Namenszug und der Nummer 90 in Anlehnung an seine Partei Bündnis 90/Die Grünen das Paderborner ÖKOPPROFIT-Feld in Richtung Düsseldorf verlassen.
Landrat Manfred Müller dankte ebenfalls den „Hauptakteuren des Abends“, die sich mutig auf den Weg gemacht hätten, mit dem Ziel, ihren Betrieb fit für die Zukunft zu machen. „Ihre Teilnahme zeigt, dass Energiesparen für den Umweltschutz sich rechnet und auszahlt. Das sichert die Wettbewerbsfähigkeit und damit Arbeitsplätze“, bekräftigte Müller. Der Landrat kündigte an, dass im Kreis Paderborn die zweite ÖKOPROFIT®-Runde beginne und Unternehmen sich ab sofort melden können.
Elmar Stevens von B.A.U.M Consult GmbH, Berater der Unternehmen bei ÖKOPROFIT®, stellte den bunten Mix aus Unternehmen heraus, die sich gemeinsam auf den Weg gemacht hätten. Letztlich gehe es darum, die Kosten zu senken, die Umweltauswirkungen zu reduzieren, Kooperationen zu gründen und eine Unternehmenskultur zu prägen. Umweltschutz müsse aus dem Herzen heraus getan werden. Das habe er in Paderborn gefunden. Es ginge darum, Einsparmöglichkeiten sichtbar zu machen. Hier hätten die Ideen nur so gesprudelt. In der Uni Paderborn seien beispielsweise Plakate ausgehängt worden, die dafür sensibilisieren, wo überall gespart werden kann. So hingen im Fahrstuhl Plakate mit der Aufschrift: „Aufzug fahren ist wie Chips essen“. Wie ein roter Faden zog sich durch alle Präsentationen die Erkenntnis, dass man die Mitarbeiter mitnehmen und überzeugen müsse. Beim SC Paderborn heißt es jetzt nicht mehr nur „Mach mal Licht aus“, sondern „Mach mal ÖKOPROFIT®“. Und das könne und sollte natürlich auch auf den privaten Bereich übertragen werden.
Die Umweltleistungen im Detail:
Die DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH, Werk Paderborn, will mit Hilfe von ÖKOPROFIT® die Energieeffizienz des Werkes Paderborn optimieren. So wurde ein sanierungsbedürftiger Ölabscheider stillgelegt. Im Materiallager und in den Waschräumen soll eine dynamische Lichtsteuerung mit dimmbaren Leuchtstofflampen eingebaut werden. Dafür will der Betrieb 70.000 Euro investieren. Im Bereich der Außenbeleuchtung sind die konventionellen Doppelbeleuchtungen bereits durch LED-Lampen ersetzt (Kosten: 19.000 Euro). 26 veraltete Zirkulations- und Heizungspumpen werden ausgetauscht, das Abfallmanagement verbessert. Unterm Strich spart das Werk künftig jährlich 786.000 kWh, 400 m³ Wasser und schont das Klima um 208 t CO₂. Jährlich spart das Unternehmen 85.000 Euro.
Das Evangelische Perthes-Werk ließ 85 Sparperlatoren in die Wasserhähne einbauen. So fließen pro Minute nicht 20 Liter, so wie früher, sondern fünf Liter des kostbaren Nass durch die Hände. Im Perthes-Haus in Paderborn wurde die konventionelle Beleuchtung in 85 Bewohnerbädern durch LED-Leuchten ersetzt. In zwei Kühltruhen wurde die Temperatur leicht angehoben, in Abstellräumen Bewegungsmelder eingesetzt. Die Bilanz: Jährlich verbraucht das Seniorenheim 88.950 kWh weniger, spart 400 m³ Wasser und entlastet die Umwelt um 32 t CO₂. Die jährliche Einsparung beträgt 15.080 Euro.
Die Heggemann AG informierte über Tafeln in der Kantine, den Büros und im Betrieb über geplante Maßnahmen. Das Unternehmen will vor allem seinen Stromverbrauch deutlich reduzieren. Investiert wurden 115.000 Euro, um in der Produktion auf LED-Leuchten umzustellen. Zeitschaltuhren an Getränkeautomaten oder auch Ausschalten der Drucker nach Feierabend und an den Wochenenden sind kleinere Maßnahmen, die ebenfalls auf der Agenda stehen. Das Unternehmen senkt dadurch jährlich seinen Energieverbrauch um 254.000 kWh und entlastet die Umwelt um 121 t CO₂. Die jährliche Einsparung beträgt 45.080 Euro.
Die L & R Montagebetrieb GmbH hat sämtliche Unternehmensverbräuche analysieren lassen und setzt auf die Vorschläge der Mitarbeiter. Sie hat größere Abfallbehälter angefordert, damit weniger abgefahren werden muss. Die Handtuchrollenhalter wurden durch Handtrockener ersetzt. Fensterdichtungen wurden ausgetauscht und repariert, Druckluftleckagen beseitigt. Die Abluft des Druckluftkompressors soll künftig als Wärme zurückgewonnen und in der Produktion eingesetzt werden. Dadurch werden jährlich 58.200 kWh eingespart, das Klima um 17 t CO₂ entlastet. Die jährliche Einsparung beträgt 7.776 Euro.
Das Unternehmen PIETEC Feinwerktechnik GmbH & Co. KG setzt auf ein neues Abfallkonzept, eine verbesserte Mülltrennung und Senkung des Papierverbrauchs. Das Kopierpapier ist auf Recycling-Papier umgestellt. Bei einem Großkunden erfolgt die Rechnungsstellung bereits elektronisch. Investiert werden rund 600.000 Euro in die Umstellung von CO2- auf Faserlaser. Derzeit wird ein Beleuchtungskataster erstellt. Ziel ist es, die Beleuchtungskosten um 20 Prozent zu senken. Jährlich verbraucht das Unternehmen künftig 100.000 kWh weniger. Das Klima wird um 2.450 t CO₂ jährlich entlastet. Die jährliche Einsparung beträgt 27.150 Euro.
Der SC Paderborn 07 e. V. will künftig auch im Umweltbereich in der Ersten Liga spielen. Der Vertrag mit dem alten Stromversorger ist bereits gekündigt, der neue habe Ökostrom zu besseren Vertragsbedingungen geboten. Ergänzend zum Vorortverkauf können Tickets jetzt auch elektronisch bestellt werden. Lastspitzen sollen durch zeitversetztes Anfahren der Eigenstromversorgung bei Spieltagen vermieden werden. Auch das Abfallmanagement soll optimiert werden. Der SC verbraucht damit jährlich 36.200 kWh weniger und entlastet das Klima um 136 t CO₂. Die jährliche Einsparung beträgt 9.380 Euro.
„Warum eigentlich Pappbecher?“ Diese Frage haben die Mitarbeiter des Studentenwerkes Paderborn gestellt. Die Pappbecher wurden durch 4.000 Fairtrade-Becher ersetzt, „Für Aufgeweckte“, wie es auf den Plakaten dazu heißt. Die Heizkörper in den Wohnheimen können nun von den Studierenden selbst reguliert werden. Das spart Energie und Mietnebenkosten, die direkt den Studierenden zugutekommen. Die Leuchtmittel wurden ausgetauscht, Bewegungsmelder in den Kellerfluren und –räumen aller Wohnheime eingebaut. Das macht 30.260 kWh weniger, das Klima wird um 14 t CO₂ entlastet. Eingespart werden jährlich 11.560 Euro.
Die Wendlandt Balkonbau GmbH hat die Beleuchtung in der Verwaltung und in der Produktionshalle optimiert. Die Hallenbeleuchtung wurde in sechs Sektoren unterteilt, die je nach Anwesenheit der Mitarbeiter getrennt geschaltet werden können. Durch vier programmierbare Thermostate für Räume, die nur temporär genutzt werden (z.B. Teilzeitarbeitsplätze) und Nachtabsenkung der Heizkörper zwischen 18 Uhr und 6 Uhr morgens sowie am Wochenende auf 17 Grad sollen die Heizkosten deutlich heruntergefahren werden. Im Bereich der Hallentore wurden Lamellen installiert, damit nicht so viel Wärme entweichen kann. Das Unternehmen verbraucht jährlich 70.250 kWh weniger, schont das Klima um 26 t CO₂. Die jährliche Einsparung beträgt 34.250 Euro.
Die Wöhler Messgeräte Kehrgeräte GmbH hat viele Ideen aus dem Kreis der Mitarbeiter bekommen, die besten Vorschläge als Anreiz prämiert. Zeitschaltuhren und Bereitschaftsbetrieb bzw. Energiespar-Modus reduzieren den Stromverbrauch. Die Leuchtstofflampen im Lager wurden gegen LED-Röhren ausgetauscht. Bei den Papierhandtüchern und dem Toilettenpapier hat der Betrieb auf Recycling-Papier umgestellt. Insgesamt verbraucht das Unternehmen 20.100 kWh weniger. Das Klima wird um jährlich 10 t CO₂ entlastet. Die jährlichen Einsparungen betragen 4.820 Euro.
Die Firma W. V. Westfalia Druck GmbH ließ das gesamte Gebäude mit einer Wärmebildkamera untersuchen. 104 Schwachstellen konnten so entdeckt werden. Defekte Leuchtstoffröhren wurden ausgetauscht. Ungenutzte Backup-Server oder nur teilweise genutzte Computersysteme werden nun durch eine intelligente Software gesteuert und bei Bedarf an- und ausgeschaltet. Das Unternehmen verbraucht jährlich 51.520 kWh weniger. Das Klima wird um 21 t CO₂ entlastet. Die jährlichen Einsparungen betragen 14.450 Euro.
Der Kreis Paderborn plant, im Jahr 2015 eine zweite Runde des ÖKOPROFIT®-Projektes zu starten. Interessierte Betriebe können sich ab sofort informieren und anmelden bei der Kreisverwaltung Paderborn. Ansprechperson sind Claudia Schäfer, 05251 308-9114, E-Mail: schaeferc@kreis-paderborn.de und die Klimaschutzmanagerin Sonja Opitz, 05251 308-6666, E-Mail opitzs@kreis-paderborn.de.
Die Broschüre mit Portraits der beteiligten Firmen und allen Ergebnissen steht unter wwww.kreis-paderborn.de zum Herunterladen bereit.
Hintergrund zu ÖKOPROFIT®:
ÖKOPROFIT® steht für Ökologisches Projekt für integrierte Umwelttechnik. Das Konzept wurde ursprünglich in Graz entwickelt und von der bayerischen Landeshauptstadt München auf deutsche Verhältnisse übertragen. ÖKOPROFIT® im Kreis Paderborn ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kreises Paderborn sowie der Wirtschaftsförderungen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Die Federführung haben die Servicestelle Wirtschaft und das Umweltamt der Paderborner Kreisverwaltung. Das Projekt wird überregional durch die Effizienz-Agentur NRW und das Umweltministerium NRW begleitet und gefördert. Regionale Unterstützung erfolgt durch die Universität Paderborn, die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld | Zweigstelle PB + HX, die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe sowie die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld.
Die entsprechende Broschüre finden Sie hier.
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