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Pressemeldung vom 26.01.2015

Neujahrsempfang des Kreises Paderborn

Neujahrsempfang des Kreises Paderborn am
Freitag, 23. Januar, 18 Uhr,
im Großen Sitzungssaal des Kreishauses
Aldegreverstraße 10 – 14, 33102 Paderborn

Rede des Landrats

Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und sehr verehrte Herren,

nach der musikalischen Einführung durch das Party Symphonie Orchester begrüße ich Sie zum Neujahrsempfang 2015 des Kreises Paderborn und freue mich, dass Sie der Einladung so zahlreich gefolgt sind. Ich hoffe, dass für Sie das Jahr bisher gut gestartet ist und wünsche uns allen einen weiteren positiven Verlauf.

Ein neues Jahr hat neue Pflichten,
Ein neuer Morgen ruft zu frischer Tat.
Stets wünsche ich ein fröhliches Verrichten,
und Mut und Kraft zur Arbeit früh und spät.

(Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832, deutscher Dichter)

Da in der Wewelsburg Umbau- und Sanierungsarbeiten durchgeführt werden, findet der diesjährige Neujahrsempfang ausnahmsweise in den Räumlichkeiten des Kreishauses statt. In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass wir hier die Möglichkeit haben, eine mobile Induktionsanlage nutzen zu können, so dass Personen mit Höreinschränkung an geeigneten Plätzen die Vorträge heute besser verfolgen können. Zudem werden die Reden von Gebärdendolmetschern begleitet und ich bedanke mich schon an dieser Stelle bei den Damen Knipping.

(Es folgt die namentliche Begrüßung).

Das vergangene Jahr 2014 war sehr ereignisreich.

Es war aber auch ein Jahr des Gedenkens. Wir haben an den Ausbruch des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren gedacht, der Urkatstrophe des 20. Jahrhunderts. Seien wir ehrlich: Was gibt es Wichtigeres als den Frieden, der manchem Zeitgenossen so selbstverständlich erscheint? An vielen Stellen der Welt ist der Krieg präsent, nur in der Mitte Europas nicht. Das hat doch wohl Gründe, oder? Wir verdanken ihn – das ist meine feste Überzeugung – Europa.

Der Vorstand des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge hat ein eigenes Programm entwickelt. Am Friedensgebet im Hohen Dom waren wir beteiligt zum Auftakt des Liborifestes unter Beteiligung der Partnerschaftsvereinigungen im ganzen Kreis.

Schülerinnen und Schüler des Theodorianums haben in Belgien ein Mahnmal an der Stelle errichtet, an der deutsche und britische Soldaten an der Front gemeinsam Weihnachten gefeiert haben. Ein bewegender Augenblick, ein ermutigendes Zeichen der Völkerverständigung über die Grenzen hinweg!

Wir stehen auch heute noch unter dem Eindruck der Terrorakte von Paris. Was für eine teuflische Tat! Was für eine geistige Verirrung, als Begründung dafür auch noch die Religion heran zu ziehen! Und was wir eine entschlossene Reaktion der westlichen Welt, was für ein Schulterschluss zwischen Frankreich und Deutschland als der französische Präsident und die deutsche Bundeskanzlerin in der ersten Reihe einer Demonstration ein Zeichen gegen Mord und Terror gesetzt haben.

Es war wichtig, dass und wie der Zentralrat der Muslime reagiert hat. Auch die Schura, der Zusammenschluss der muslimischen Gemeinden in Paderborn, hat angemessene Worte gefunden. Wer mordet, kann sich nicht auf den Namen des Islam, kann sich gar nicht auf eine Religion berufen. Für die Klarstellung danke ich sehr. Auch die Erläuterungen zur Thematik Islam und Frieden beim Neujahrsempfang der muslimischen Gemeinden in Paderborn waren sehr hilfreich.

Die hier friedlich lebenden Muslime gehören zu Deutschland. Und selbstverständlich gehören diese Menschen auch zum Kreis Paderborn. Aber wir haben auch eine christlich-jüdische Verwurzelung, eine gewachsene christliche Kultur, wir haben eine jüdische Gemeinde, aramäische Christen, osteuropäische Migrantengruppen und Menschen im Kreisgebiet aus insgesamt 108 Nationen. Wir leben hier ein gutes Miteinander, arbeiten gemeinsam an der Integration.

Eine Region, die erfolgreich sein will, muss weltoffen, international und tolerant sein. Wir sind in Zukunft mehr denn je auf Fachkräfte angewiesen. Die Kampagne der Handwerkerschaft zur Werbung von Auszubildenden „Komm wie du bist“, verstehe ich auch so. Und die Worte des Kreishandwerksmeisters beim Ball des Handwerkers für geordnete Zuwanderung klingen mir noch im Ohr. Und ich teile sie. Vertretung des Deutschen Industrie- und Handelstages haben sich in dieser Woche ebenfalls in einer ähnlichen Richtung geäußert.

Aber wir haben auch Werte, zu denen man sich bekennen muss. Das sind die Grundrechte, das ist die gegenseitige Achtung und Toleranz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Und die gegenseitige Achtung gilt nicht nur zwischen „Eingeborenen“ und Migranten, sondern auch zwischen den Migranten und den unterschiedlichen Kulturkreisen untereinander. Dies voraus geschickt kann ich Menschen verstehen, die sich fragen, warum im Namen Gottes Menschen ausgepeitscht oder umgebracht, warum Kirchen angezündet werden. Und unsere Bundeskanzlerin hat Recht, wenn sie sagt, dass muslimische Theologen bezüglich der vom Islam verfolgten Werte Klarheit schaffen müssen, Ausdrücklich begrüße ich muslimische Initiativen, die mit der Losung „nicht in meinem Namen“ auftreten. Die Vorstellungen von Angela Merkel zur Erhöhung der Sicherheit, angefangen mit der Vorratsdatenspeicherung, kann ich nur unterstreichen. Und ich verrate keine Dienstgeheimnisse, wenn ich deutlich mache, dass die Polizei ausgesprochen wachsam bezüglich extremistischer Aktivitäten ist. Und wenn ich im Zusammenhang mit den Demonstrationen in Paderborn auf der klaren Einhaltung der Regeln zum Beispiel der Anmeldung von Versammlungen unter freiem Himmel bestehe, geht das in diese Richtung. Unsere Geschichte zeigt: Freiheitsrechte sind elementar wichtig für unsere Demokratie und den Rechtsstaat.

Und auch wenn ein offensiv agierendes Blatt wie Charlie Hebdo durch seine Zeichnungen Muslime, Christen und andere Religionen karikiert und damit bewusst provozieren will, so ist die Meinungsfreiheit doch ein extrem hohes Gut. Das wissen wir in Deutschland ganz besonders gut, auch wenn ich verstehe, dass Menschen sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen, wenn bestimmte Grenzen überschritten werden. Aber das ist eine Sache. Denn angesichts des unendlichen Leids, das die Attentäter über die betroffenen Menschen und Familien, aber auch angesichts des damit beabsichtigten Anschlags auf die Demokratien, gebe ich unserem Bundespräsidenten Recht und sage auch deutlich: „Ich bin Charlie!“ Weil es eine Metapher ist, ein Bekenntnis zu unseren Werten.

Und ich möchte noch etwas betonen. Zu unseren Werten, erst recht mit Blick auf unsere Geschichte, gehört es auch, dass jüdisches Leben in Deutschland willkommen ist, dass wir froh darüber sind, eine jüdische Kulturgemeinde in unserer Region zu haben. Tanja Rubens, die langjährige Vorsitzende hat aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt mit Beginn des Jahres zur Verfügung gestellt. Ich habe noch vor wenigen Wochen ein Gespräch mit ihr geführt. Sie hat darin ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, dass antisemitische Tendenzen in Deutschland und Europa zunehmen könnten. Die Situation in Frankreich macht klar, was passieren kann. Nie wieder dürfen Juden in Deutschland Verfolgung ausgesetzt sein.

Ich danke Frau Rubens sehr für die enge Zusammenarbeit. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, die jüdische Gemeinde, die sich ja über mehrere Kreise erstreckt, weiter zu unterstützen. Wir tragen in Deutschland dafür eine besondere Verantwortung. Und der Kreis Paderborn als Träger der Wewelsburg erst recht. Und mit Überzeugung habe ich den sog. „Marsch des Lebens“ unterstützt, der sich im vergangenen Jahr in Wewelsburg und Paderborn für die Aussöhnung mit Israel einsetzte. Und gemeinsam mit allen Religionen haben wir das Friedensrad gedreht, das wir über das Kommunale Integrationszentrum initiiert haben, um damit das Zusammenwirken der Religionsgemeinschaften deutlich zu machen.

Zu unseren Werten, gerade zu den christlichen Werten, gehört, dass wir Menschen helfen, die in Not zu uns kommen. Bildung ist das beste Mittel gegen Intoleranz. Es verschafft Perspektiven für den eigenen Lebensweg. Die deutsche Sprache zu beherrschen, ist dafür grundlegend.

Und deswegen war es eine weitsichtige Entscheidung des Kreistages, das Bildungsbüro mit dem neuen Integrationszentrum zusammen zu fassen. Schwerpunkte sind die Sprachbildung und die Integration in die Schul- und Bildungswege für die Migrantinnen und Migranten. Aber es übernimmt nun aufgrund der aktuellen Situation auch vielfältige Aufgaben für die Flüchtlinge, die zu uns kommen.

Im Jahr 2014 sind insgesamt
577 Flüchtlinge / Asylbewerber (2013: 319) und
4.046 EU-Staatler (2013: 3528)
in die Städte und Gemeinden des Kreises (ohne Stadt Paderborn) zugewandert.

Davon kamen
81 Menschen durch das Aufnahmeprogramm des Bundes (2013: 23) und
90 durch das Programm des Landes (2013: 42).

Darüber hinaus sind im Jahr 2014 insgesamt
424 Flüchtlinge / Asylbewerber in die Stadt Paderborn zugewandert
(2013: 256).

Unsere Städte und Gemeinden im Kreis Paderborn müssen immer mehr Aufgaben übernehmen und Ressourcen bereit stellen, um den Flüchtlingen / Asylbewerbern eine dauerhafte Heimat oder auch Heimat auf Zeit zu geben. Es geht um Unterkunft, Versorgung und gesundheitliche Betreuung z.B. durch Kriegsverletzungen, nicht behandelte Erkrankungen oder Traumatisierungen bei Kindern und Erwachsenen.

Kinder und Jugendliche müssen zur Schule gehen und haben einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz.

Der Kreis Paderborn hat ein Programm zur Flüchtlingsproblematik aufgelegt. Es sieht vor, dass

- qualifizierte Unterrichtsangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit gar keinen oder nur mit geringen Deutschkenntnissen geschaffen werden

- Lehrer für diese spezielle Aufgabe fortgebildet werden, damit die Kinder die deutsche Sprache gut lernen können.

- an der Universität eine Bibliothek aufgebaut wird, die Lehrern Fachliteratur für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit gar keinen oder nur mit geringen Deutschkenntnissen zur Verfügung stellt.

- die Daten der Kinder und Jugendlichen mit gar keinen oder nur mit geringen Deutschkenntnissen erfasst und koordiniert werden.

- Eltern beraten werden, damit ihre Kinder in die richtige Schulform integriert werden können.

- der Aufbau einer Dolmetscherbörse beim Caritasverband finanziell unterstützt wird, damit kreisweit Behörden und Institutionen im Bildungs- und Gesundheitswesen Sprach- und Schriftübersetzungsangebote nutzen können.

- die Bevölkerung in den Städten und Gemeinden des Kreises für die Situation der Flüchtlinge sensibilisiert wird durch eine Veranstaltung zu den Herausforderungen in der Flüchtlingsarbeit, in der auch die Flüchtlinge zu Wort kommen.

- durch das Lotsenprojekt Bildungsbotschafter Flüchtlingsfamilien im Kita- und Schulalltag begleiten.

Weiterhin planen wir ein Fortbildungsangebot mit dem Thema „Interkulturelle Kommunikation“. Hierdurch wollen wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung in der Kommunikation und im Umgang mit Flüchtlingen und Migranten sensibilisieren und schulen. Dieses Angebot wollen wir auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kreisangehörigen Kommunen öffnen.

Die Zuwanderung so vieler Menschen ist eine Herausforderung. Aber sie ist auch dadurch geprägt, das mehr als zu anderen Zeiten die Menschen aufgrund blanker Not zu uns kommen. Und ich danke ausdrücklich all denen, die sich ehrenamtlich engagieren, um zum Beispiel Unterricht zu erteilen und die Not der Menschen zu lindern und Eingliederung zu erleichtern. Das entspricht – nicht nur nebenbei gesagt – unseren traditionellen christlichen Wurzeln, die für unser Gemeinwesen prägend sind.

Zurück zum vergangenen Jahr:

Für Deutschland sehr bedeutend war natürlich auch der Fall der Mauer vor 25 Jahren und all die Feierlichkeiten, mit denen dieses Ereignis entsprechend gewürdigt wurde. Eindrucksvolle, oft sehr bewegende Bilder und Erinnerungen aus dem Jahr 89 wurden wieder wachgerufen. Das Wort des Jahres 2014 - „Lichtergrenze“ - greift all diese Emotionen auf.
Wirtschaftlich können wir im Kreis Paderborn sehr zufrieden sein. Unsere Einwohnerzahl wächst, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze wächst ebenfalls und zwar auf den Rekordwert von rund 110.000.

Unsere Verkehrsinfrastruktur macht Fortschritte. Der Bau der B 480n schreitet voran. Ebenso wie die A 33. Bielefeld ist jetzt an Paderborn angeschlossen. Und in einigen Jahren auch Osnabrück. Es gibt kaum noch Straßenbauprojekte, die wir uns zur Verbesserung unserer überregionalen Anbindung wünschen. Vielmehr richtet sich unser Blick auf die Nachbarkreise, wo Verbesserungen an der B 64 in Höxter auch unsere überörtliche Erschließung verbessern würden. Der Schienennahverkehr hat hohe Zuwachsraten, auf der Sennebahn über 100 %. Der Halbstundentakt kommt.

Im Jahr 2014 hat der Kreis Paderborn mit dem Glasfaser-Masterplan die planerische Voraussetzung für die flächendeckende Breitbandversorgung unseres Kreises geschaffen. Derzeit werden mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden die dringendsten Ausbauschritte identifiziert. Zur Sicherung der Finanzierung des Ausbaus wird der Kreis Paderborn im Rahmen seiner Koordinierungsfunktion vorhandene Fördermöglichkeiten nutzen und als Antragssteller für EU-Fördermittel für interkommunale Projekte zur Verfügung stehen. Diese Dienstleistung für unsere Städte und Gemeinden trägt entscheidend zur Zukunftssicherung und Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Region bei.

Unser Flughafen hat offensichtlich die Talsohle bei den Passagierzahlen durchflogen. Im 2. Halbjahr des Jahres 2014 gab es schon einen leichten Aufwärtstrend. Wir haben ein großes Sparpaket mit nicht immer vergnügungssteuerpflichtigen Beschlüssen auf den Weg bringen müssen. Aber es hat sich gelohnt: Die Verluste wären ohne diese Arbeit von Aufsichtsrat und Geschäftsführung sicher fünf Millionen Euro höher. In diesem Zusammenhang möchte ich auch unserem früheren Landrat Reinold Stücke für 20 Jahre Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender sehr herzlich danken. Unser Airport ist der Regionalflughafen mit dem besten wirtschaftlichen Ergebnis, auch wenn die Verluste in den Bereich von 2,5 Mill. Euro reichen. Aber er ist das wert. Denn er ist unser Tor zur Welt. Und ich darf dezent daran erinnern, dass der NPH den Schienen-Nahverkehr in den Kreisen Paderborn und Höxter mit rund 20 Mill. Euro bezuschusst.

Ab diesem Jahr bietet die Lufthansa durch größere Flugzeuge und damit höhere Kapazitäten bei der Linie nach München an, bis zu 116 Plätze, vier Mal am Tag. Über München kann man die ganze Welt erreichen. Erfolgreich ist die Umsteigerquote gesteigert worden von unter 15 auf bis zu 40 %. Und die Konditionen sind wirklich gut. Und hier darf ich auch die Wirtschaft, aber auch jedermann bitten, dieses Angebot zu nutzen. Wer Infrastruktur gesichert sehen will, muss auch von Paderborn fliegen. Als nächste Initiative sollten die Gewerbeflächen am Flughafen weiter ausgedehnt werden. Hierzu sind wir mit der Stadt Büren in intensiven Gesprächen.

Und einen weitere Hoffnungsschimmer gibt es auch: Landesverkehrsminister Groschek hat mir diese Woche auf Nachfrage in der Landkreistagvorstandssitzung bestätigt, dass er in seiner internen Stellungnahme an die Staatskanzlei zum Landesentwicklungsplan eine Hierarchisierung der Regionalflughäfen ablehnt. Im Ergebnis bedeutet das – wenn die Staatskanzlei das so in den endgültigen Entwurf übernimmt - dass Paderborn Münster nicht mehr bei Planungen um Erlaubnis fragen müsste. Ich habe es vorgestern im Mittelstandsbeirat noch einmal thematisiert und dem Wirtschaftsminister deutlich gemacht: Münster und Paderborn dürfen auf keinen Fall unterschiedlich eingestuft oder behandelt werden!

Wir sind eine Region mit hoher Freizeit- und Umweltqualität. Millionen haben wir – mit hohen Zuschüssen – in die Renaturierung der Flüsse gesteckt. Die Störche sind zurück – und jetzt auch der Biber. Hier arbeiten wir mit Leidenschaft für unsere Fließgewässer, zum Wohle der Naherholung für die Menschen, für Flora und Fauna.

Und das wissen in diesem Jahr auch die Wanderer Deutschlands zu schätzen. Denn im Juni sind Kreis und Stadt Paderborn Gastgeber des 115. Deutschen Wandertages. „Wandern an den Quellen“ ist der vielsagende Titel. Und das macht eben unsere Stärke, den Wasserreichtum mit dem ganz besonderen Phänomen der Paderquellen, deutlich. Aber der Titel ist durchaus auch im übertragenden Sinne zu verstehen. Wer wandert, macht sich auch auf den Weg zu den Ursprüngen, zu Bewegung und bekommt den Kopf frei, sich neu zu orientieren. Wir werden Wandern und Kultur miteinander verknüpfen und wollen die Region ganz bewusst als Teilnehmer mit einbeziehen. Und das „Eggesofa“ als Werbeträger hat Sie ja schon im Foyer begrüßt.

Ziel des Deutschen Wandertages ist es, unserer Region weiter als Wanderregion zu präsentieren und zu etablieren. Seit über 10 Jahren haben wir steigende Touristikzahlen – und lieber Herr Hoffmann von der Touristikzentrale – das soll auch so bleiben.

Präsentieren wollen wir auch unsere Kultureinrichtungen,
- das Theater Paderborn, die Westfälischen Kammerspiele mit der neuen, dynamisch gestarteten Intendantin Katharina Kreuzhage,
- der Wewelsburg, mit Museumsleiterin Kirsten John-Stucke, der es im letzten Jahr gelang rd. 90.000 Besucher anzulocken und
- dem Klostermuseum Dalheim, das mit Dr. Grabowsky einen neuen, dynamischen Museumsdirektor hat.

Die Universität hat unter der Leitung von Präsident Risch eine stürmische Entwicklung genommen. Fast 20.000 Studierende, viele bauliche Erweiterungen, viele Preise und Wettbewerbe hat sie gewonnen. Lieber Präsident Risch! Wir sind uns bewusst, was die Universität für die Region bedeutet, was sie für uns alle leistet. Die Uni Paderborn lockt junge, leistungshungrige Menschen nach Paderborn, sogar aus der ganzen Welt, denn 10 % der Studierenden stammen aus dem Ausland. Das schafft Verbindungen weltweit, das schafft personelle Klebeeffekte zu Gunsten unserer Unternehmen, die mit qualifizierten Kräften befruchtet werden. Sie haben zu Recht gesagt: der SC Paderborn ist der Universität in die 1. Bundeliga gefolgt. Und – lieber Präsident Risch - in vielen Fakultäten spielt unsere Uni in der Champions League. Das haben wir engagierten Professorinnen und Professoren, engagierten Studierenden, aber insbesondere auch einem fleißigen, engagierten und visionären Präsidenten zu verdanken. Prof. Risch hat immer wieder die Verbindung zu Stadt und Kreis Paderborn betont, hat von der Lust auf Paderborn gesprochen. Ohne Uni wären wir nicht das, was wir heute sind in der Region Paderborn. Lieber Nikolaus Risch, die Region hat Dir viel zu verdanken! Du hast Dich um die Region verdient gemacht!

Umwelt ist ein Kreisthema, das ist bekannt. Seit Jahrzehnten können wir mit niedrigsten Abfallgebühren aufwarten. In Kürze kommt die Wertstofftonne. Bekannt ist auch, dass wir die Region der regenerativen Energien sind. Natürlich ist und bleibt das Thema Windkraft ein Streitpunkt in den Städten und Gemeinden. Aber das Paderborner Land ist ein guter Windstandort. Und über die Regenerativen kann man trefflich streiten. Aber zunächst einmal ist die Energiewende Fakt, von der Bundesregierung initiiert. Und bei aller Beeinträchtigung ist aber auch klar, dass viel Wertschöpfung damit verknüpft ist, die nicht nur Investoren und Grundeigentümern, sondern auch Banken, Handwerkern und vielen Vereinen und gemeinnützigen Zwecken zugutekommt. Aber wir müssen immer wieder zu einem Ausgleich kommen.

Übrigens: der Anteil der Regenerativen an der Stromversorgung beträgt im Kreis Paderborn – und diese Zahl ist ganz frisch - mittlerweile 50 %!


Zu den Finanzen gibt es auch Erfreuliches zu vermelden. Wir haben unser ganzes Haus mit Organisationsuntersuchungen mit Beteiligung des Kreistages überprüft und optimiert. Man kann natürlich nie sagen, dass wir damit fertig sind, aber die Arbeit von Kreistag und Verwaltung trägt Früchte. Was gab es doch für intensive Anstrengungen, Verwaltungs- und Sozialkosten im Rahmen zu halten! Was haben wir nicht für Kommissionen gegründet, die fleißig gearbeitet haben! Und in der Regel geschieht das alles im Verborgenen! Unser technisches Kreishaus, knapp kalkuliert, hat die Kosten eingehalten und dabei haben wir noch den Keller dazu gebaut und Behindertenvorrichtungen mit berücksichtigt. Fast Passivhausstandard. Ich finde, liebe Kreistagsmitglieder, es ist einmal an der Zeit, dass Sie selbstbewusst auf Ihre Arbeit schauen. Denn dass zum Beispiel die Schulden sinken, täglich um über 6.000 Euro, hat nun nichts, aber rein gar nichts mit der Höhe der von den Städten und Gemeinden zu zahlenden Kreisumlage zu tun, wie neulich noch jemand irrigerweise meinte. Kreisumlage ist Aufwand, Tilgung ist Auszahlung. Und die Schuldenrückführung ist demnach das Ergebnis von Zurückhaltung bei den Investitionen, so dass der Cash Flow für Tilgung und Ersatzinvestitionen ausreicht. Und damit ganz allein das Ergebnis einer zurückhaltenden Investitionspolitik und des Verzichts auf politische Spielräume des Kreistages. Und darauf können Sie, liebe Abgeordnete stolz sein. Ganz nebenbei sinken dann die Zinsen jährlich. Und die beeinflussen dann wirklich die Kreisumlage und zwar nach unten. Jährlich! Allein in 2015: über 100.000 Euro weniger.

Kommen wir zum Hauptthema des heutigen Empfangs. Denn die ganz großen emotionalen Ereignisse bewegten sich insbesondere auf dem Gebiet des Sports. Die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien und für uns alle unglaublich - der Aufstieg des SC Paderborn 07!

Bei der großen Aufstiegsfeier strömten mehr als zwanzigtausend Begeisterte in die Innenstadt Paderborns und ließen die Mannschaft von André Breitenreiter vorm Rathaus hochleben und bereiteten uns von der Sicherheitslage so manches Kopfzerbrechen. Gut, dass es ein bisschen geregnet hat, sonst wären vielleicht noch mehr gekommen.

Bilder und Berichte können die Stimmung kaum fassen und beschreiben. Wenn man selbst die Gelegenheit hatte, dabei zu sein, dieses hautnah zu spüren, dann weiß man, wie man von dem Glücksgefühl, das durch die Menschenmasse wogte, ebenfalls berührt wurde.

Von vielen zunächst belächelt aber dann doch mit klarer Leistung übererzeugend wird dem SC Paderborn 07 e.V. nun respektvoll begegnet. Selbst den Platz 1 der Bundesligatabelle haben die SCP Spieler kurzfristig belegen können.

Und mittlerweile weiß man, dass man im Kreis Paderborn nicht mehr auf Bäumen lebt und recht gut mit Messer und Gabel essen kann. Und nicht mit dem Trecker zum Stadion fährt.

Der Marketingeffekt ist riesig. Das, was die Mannschaft und das Management des SCP damit für die Region erreicht haben, ist mit Geld nicht zu bezahlen. Und das „Wir-Gefühl“ in der Region wurde immens gestärkt. Und ganz ehrlich: für mich spiegelt dieser Aufstieg – ganz gleich wie es am Ende der Saison für uns ausgeht – auch den unbedingten Willen dieser Region wider, nach vorn zu gehen, sich weiter zu entwickeln und zu neuen Ufern aufzubrechen!

Fußball hat besonders im letzten Jahr sich doch schon sehr prägend auf die Stadt, den Kreis, ja auf die gesamte Region ausgewirkt. Doch neben ihm haben wir hier im Raum noch andere Vereinsportarten, Großveranstaltungen bzw. Einzelsportler, die sehr erfolgreich sind und eine große Zahl begeisterter Anhänger haben - aktive Sportler im Breiten- und Leistungssport, die diesen als Profis bzw. Amateure betreiben.

Beispielhaft nennen will ich den Paderborner Squash Club, der u.a. mit Simon Rösner seit Jahren Weltklasseniveau bietet, aber auch die Paderborner Baskets in der Zweiten Basketballliga.

Auch der VBC 69 Paderborn e.V. und der Bundesligist DJK Delbrück gehören im Volleyball zu den bekannten Vereine der Region.

Und nicht zu vergessen: die Paderborn Dolphins, die als Meister der Regionalliga West ebenfalls einen Aufstieg in die GFL 2 - Nord erspielen konnten.

Der Paderborner Osterlauf ist ein riesiges Sportevent geworden, aber auch weitere Veranstaltungen wie der Klingenthal-Marathon in Salzkotten, der Airport-Run oder auch kleinere Laufveranstaltungen locken die Menschen, sich sportlich zu betätigen.

Und manche sagen, dass die Männer um die 40 sich die Laufschuhe schnappen, um die beginnende Midlife-Crisis gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Sport an sich ist aber nicht nur etwas für wenige oder für Profis, sondern für jeden Menschen. Zum Ausgleich, zur Fitness oder einfach zum Spaß an der Bewegung oder als reines Hobby wird oft Sport ausgewählt. Sporttreibende gehen einfach los, für sich allein oder organisiert in Vereinen. Verein bedeutet sich freiwillig vereinigen, eins werden, etwas zusammen zu schaffen oder zu veranstalten, man hat einen gemeinsamen Zweck. Und häufig ist ein Verein durchsetzungsfähiger oder leistungsstärker als Einzelne. Gemeinsam erreicht man Ziele einfacher oder sogar schneller, andere spornen einen zum Mitmachen und Dabeibleiben an.

Wenn man die Internetseite des Kreises Paderborn aufsucht, dann sind hier allein 77 Sportvereine aufgeführt vom 1. Bahngolfclub an den Fischteichen (1.BGC PB e.V.) bis hin zum Westenholzer Sport-und Begegnungszentrum. Auf der Internetseite des Kreissportbundes Paderborn findet man nach Städten und Gemeinden jede Sportart aufgelistet und entsprechende Vereine mit Adresse und Ansprechperson sind diesen zugeordnet. Kaum zu zählen das Angebot der verschiedenen Gemeinden und Städte im Kreisgebiet. Für den heutigen Abend wurden allein Vertretung von 169 Sportvereinen angeschrieben.

Die Liste der Leistungsträger unserer Sportlerinnen und Sportler ist lang. Nur beispielhaft und auszugsweise zu nennen wären
- bei den Leichtathleten die 26-jährige Inna Weit und die 17jährige Mareen Kalis,
- die 5-Kämpferin Christina Bösch
- der Zehnkämpfer Michael Striewe (M40)
- der Mehrkämpfer Gerd Westphal (M 50)
- die Sportlerin des Jahres der Stadt Paderborn, die Dressurreiterin Fabienne Lütkemeier, aus Paderborn–Sande
- oder der erfolgreiche Schwimmer des 1.Paderborner Schwimmvereins, der 20–jährige Andreas Wiesner.
Die erfolgreichen Sportler und Vereine leisten einen enormen Beitrag, die Stadt und die Region Paderborn deutschlandweit und auch international bekannter zu machen. Davon profitieren der gesamte Standort sowie auch die Wirtschaft der Region.

Vom wettkampforientierten und trainingsintensiven Leistungssport grenzt sich der Breitensport ab. Ich will unserem Hauptreferenten nicht vorgreifen, aber verlängerte Lebensarbeitszeiten und veränderte Arbeitsgewohnheiten zwingen uns zu mehr sportlicher Aktivität. Und Betriebe tun gut daran, Gesundheitsmanagement zur Chefsache zu machen.

Und die Jugendarbeit hat ihren ganz eigenen Stellenwert. Oft kämpft sie gegen die zunehmende Zeitknappheit der Jugend - gerade auch bedingt durch die Verlängerung des Schulalltages - oder gegen kulturelle Hemmschwellen an. Doch wenn gewollt, werden immer wieder Wege gefunden, ein entsprechendes sportliches Angebot zu bieten, was auch akzeptiert und angenommen wird. Und nicht zuletzt ist der Sport auch ein adäquates Mittel für die Integrationsarbeit. So ist der Sport nicht zufällig Schwerpunktthema bei der Arbeit unseres Bildungs- und Integrationszentrums.

Im Frühjahr 2014 hat der Kreisportbund in Zusammenarbeit mit dem Kreis Paderborn das Projekt „Mehr interkulturelle Kompetenz in Sportvereinen“ auf den Weg gebracht. Bis zu 25 interessierte Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund sollten die Möglichkeit bekommen, die Übungsleiter-C-Lizenz im Breitensport zu erwerben.
Auf den Verein SV Aleviten Paderborn als ein besonderes Beispiel kommen wir später noch zu sprechen.

Ein ganz besonderes Projekt zur körperlichen Fitness von Feuerwehr und Rettungsdienst haben wir auch gestartet. Gerade Mitarbeiter in dieser Sparte gehen bei der Arbeit regelmäßig an ihre physischen Grenzen und darum sehe ich es als unserer Aufgabe, dass besonders an die Gesundheit dieser Menschen gedacht wird, die im Notfall alles riskieren, um anderen zu helfen.

Der Kreissportbund begrüßt seine Gäste auf der Internetseite mit den Worten von Joachim Ringelnatz
„Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde Zeit.
Und er schützt uns durch Vereine vor der Einsamkeit“.

Und deswegen bin ich Ihnen, liebe Vertretung innen und Vertretung der Sportvereine, so dankbar, deswegen haben wir Sie eingeladen. Sie leisten einen großartigen Dienst für jung und alt, für die Menschen in unserem Kreis. Und deswegen ein ganz herzliches „Danke“ an Sie alle!

Und deswegen freue ich mich so sehr, Ihnen heute den höchsten Repräsentanten des Sports in Nordrhein-Westfalen, den Präsidenten des Landessportbundes Herrn Walter Schneeloch ankündigen zu können.

Nach dem folgenden Musikbeitrag erwarten wir Ihre Festrede!

Abschluss

Das alte Jahr ist, was es war,
nämlich das vergangene Jahr,
und wie Ihr im Saal ja alle wisst,
beklagt nicht, was vergangen ist…..

Machtest Du Fehler, dann bereu es,
doch jetzt da heißt es : Auf ein Neues !
Auch im Sport gilt, wer zu lange wartet,
verpasst es leicht, wenn’s Rennen startet,
Doch wer zu früh in Rennen geht,
als Fehlstarter dann dumm da steht,

So wünsche ich heute mir und Ihnen,
die Sie hier im Saal erschienen,
dass alle, wenn sie den Startschuss dann vernommen,
rechtzeitig aus den Löchern kommen,
und ihre Ziele, die sich bei keinem gleichen,
in persönlicher Bestzeit dann erreichen.
Ich wünsch, dass Sie Ihr Tempo fanden,
nicht straucheln, nicht im Wassergraben landen,
dass, wenn der Schlusspfiff dann ertönt,
Sie jubeln….. und der Gegner stöhnt,
denn auch in Wirtschaft, Politik gilt im Fall des Falles,
ist „dabei sein doch nicht immer alles !“

doch relativier ich das geschwind,
schön, dass Sie heute alle bei uns sind !

Ich weiß nicht, wie für Sie das letzte war,
doch wünsch‘ ich Gesundheit, Frieden, Glück für’s Neue Jahr !

Dieses wünsch ich uns und auch der ganzen Welt,
ja – und auch wenn es schwer fällt – Bielefeld,
trotzdem, ich sag das ohne prahlen –
hier im Kreis Paderborn schlägt das Herz von Ost-Westfalen,
seien Sie in diesem Jahr so wie den Westfalen jeder kennt,
fröhlich und voll Temperament,
im Sport und auch mit Wanderschuhn,
tut‘s auch mal gut, sich auszuruhn,
So wünsch ich, und damit ende ich,
jedem von uns auch Zeit für sich,
im Beruf und auch zu Hause
..und so verkünde ich jetzt: PAUSE


Ehrung der Ehrenamtlichen im Rahmen des Neujahrsempfangs des Kreises Paderborn am Freitag, 23. Januar, 18 Uhr, im Großen Sitzungssaal des Paderborner Kreishauses


• Bernhard Sendermann

Normalerweise bekommen wir einen Vorschlag eingereicht, unterschrieben von einer Person, die uns mitteilt, warum sie oder er unsere Heldin oder unser Held des Alltags ist. Den Vorschlag für Bernhard Sendermann haben der Ortsheimatpfleger, der Pfarrer, der Oberst der St. Dionysius Schützenbruderschaft Buke und die Vorsitzende der Heimat- und Vereinsgemeinschaft Buke unterzeichnet. Mit zwei dicken Stempeln, das alles auf einer DIN A 4-Seite. Man spürt sofort: Die meinen es wirklich ernst. – Lieber Herr Sendermann. Sie waren 16, als der Zweite Weltkrieg endete. Sie mussten erfahren, wie zerbrechlich Frieden ist, was Krieg tatsächlich bedeutet, welche Grausamkeit er jeden Tag bringt und was es heißt, wenn Lebensträume zerplatzen oder Leben ausgelöscht werden, bevor sie so richtig begonnen haben. Deshalb dürfte es kein Zufall sein, dass Sie sich seit Jahren um die Pflege des Dorfplatzes kümmern, auf dem das Buker Denkmal steht. Dieses Denkmal erinnert an die Toten des Krieges. „Das Buker Ehrenmal liegt ihm besonders am Herzen“, heißt es dazu in der Vorschlagsbegründung. Im Sommer sorgte er stets für Blumen, mähte den Rasen und schnitt die Hecken. Im Winter sorgte er dafür, dass am Ehrenmal und auf dem Kirchplatz alle sicher unterwegs sein konnten. „Ebenfalls ehrenamtlich, unaufgefordert und unentgeltlich“, heißt es dem Schreiben, pflege er seit Jahrzehnten auch den Friedhof in Buke. Zwanzig Jahre (bis 1998) lang half er einem in seiner Nachbarschaft lebendem, hilfsbedürftigem Ehepaar. Neben den Gartenarbeiten erledigte er sämtliche Besorgungen, führte Reparaturarbeiten im Haus durch und fuhr seine Nachbarn zu Arztterminen. Seit 1996 bis heute kümmert er sich darum, dass bei Beerdigungen, Prozessionen usw. die mobile Mikrofonanlage des Schützenvereins funktioniert. Im Rahmen seiner jahrzehntelangen Vorstandsarbeit begleitete er besonders intensiv die Nachwuchsarbeit der St. Dionysius Schützenbruderschaft. Betont wird, dass es für ihn selbstverständlich gewesen sei, Fahrtkosten und Verpflegung zu übernehmen. Seit 40 Jahren bereite er das Schützenfest mit vor. So helfe er jedes Jahr beim „Grünholen“, „Kränzen der Königshäuser“ und Schmücken des Dorfes. Sein handwerkliches Geschick erwies sich auch für die Kirche beim Umbau des Buker Pfarrheims sowie bei diversen Restaurierungsarbeiten als Segen.
Kurz vor dieser Ehrung erreichte uns noch ein Anruf. H. Sendermann kümmere sich auch heute noch – im Alter von 85 Jahren – um die ältere Bevölkerung in Altenbeken. So habe er erst kürzlich eine ältere Mitbürgerin nach Paderborn gefahren, um ihr einen Krankenhausbesuch zu ermöglichen.
Ich möchte abschließend noch einmal aus der Vorschlagsbegründung zitieren dürfen: „Mit seinem besonderen Charisma und seinen hervorragenden menschlichen Eigenschaften ist er ein außergewöhnlich beliebter Mitbürger über alle Generationen hinweg. Der Antrag, ihn zu ehren, wird von der ganzen Dorfgemeinschaft unterstützt“.

Lieber Herr Sendermann, hier verbeugt sich ein ganzes Dorf vor Ihnen. Dieser Verbeugung schließen wir uns mit Hochachtung an und sagen: DANKE!


• Johannes Meierfrankenfeld

Der Mensch redet, die Natur handelt. Dieser Satz entstammt nicht etwa dem aktuellen Bericht des Weltklimarates. Gesagt haben soll das kein Geringerer als Voltaire. Wohlgemerkt: Der Voltaire, Schriftsteller und Philosoph des 18. Jahrhundert. Ich möchte dem hinzufügen dürfen: Die Natur hat keine Probleme. Die Natur löst ihre Probleme. Und wenn wir nicht wollen, dass dieser Globus sich unserer entledigt, oder milder ausgedrückt: Wenn wir nicht wollen, dass unsere Kinder und Enkelkinder viele Arten nur noch als Animation kennen, dann müssen wir handeln. Johannes Meierfrankenfeld ist so jemand, der seit Jahren handelt. Seit 2000 kümmert er sich um eine rund 15 ha große Ausgleichsfläche, die dem Heimatverein Westenholz zur Betreuung und Gestaltung übertragen wurde. Zum Verständnis: Wenn eine Gemeinde einen Radweg baut, ein Landwirt einen Stall anlegt oder ein Unternehmen eine neue Produktionshalle errichtet, geht der Natur ein Stück Fläche verloren. Dieser Verlust ist dann laut Gesetz auszugleichen. Auf dieser Fläche am Kirspelpfad gelang eine Rinderzucht der besonderen Art. Mitte der 80er Jahre war das Rote Höhenrind beinah ausgestorben. Engagierten Züchtern gelang es bundesweit nahezu im letzten Moment, diese Rasse für die Nachwelt zu erhalten. Derzeit besteht die Westenholzer Herde aus 25 Tieren. Herr Meierfrankenfeld sorgte dafür, dass ein Rinderstall und zuletzt in 2007 ein Stroh- und Heulager gebaut wurde. Es sind wirklich schöne Tiere. In einem Beitrag auf Youtube werden sie als Kühe mit Charakter bezeichnet.
Von 1982 bis 2008 erwarb er Flächen und hat diese „mit eigener Hände Arbeit und mit eigenen finanziellen Mitteln und viel Idealismus liebevoll zu einem naturnahen Biotop ausgebaut“, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Sein Privatgrundstück hat er in ein Naherholungsgebiet umgewandelt, das er der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Die Wege können mit Kinderwagen und Rollstühlen befahren werden. Bereits seit Jahrzehnten pflanzt er heimische Bäume und Gehölze – unentgeltlich, wie ich noch einmal betonen möchte. Herr Meierfrankenfeld wird auch als Motor und Ideengeber im Vorstand des Trägervereins des Kolpinghauses e.V. in Westenholz bezeichnet. Er habe für ein modernes Haus der Begegnung im Ort gesorgt, versehen mit neuester Haustechnik, inzwischen auch mit Photovoltaikanlage. Dazu zählt natürlich auch die erfolgreiche Bewirtschaftung mit Saalbetrieb und Biergarten. Es ist ein gastlicher Ort, an dem Menschen sich treffen und zuhören.
„Das jahrzehntelange Engagement von Johannes Meierfrankenfeld ist geprägt von der Liebe zur Natur und zu seiner Heimat Westenholz“, heißt es in der Vorschlagsbegründung.
Sehr geehrte Damen und Herren, hier finden wir ihn wieder, diesen Geist der Brüderlichkeit, der uns auch Achtung vor der Schöpfung lehrt. Diese Achtung beginnt vor der eigenen Haustür. Heimat ist längst wieder „in“. Die Menschen wissen es und bekennen sich wieder dazu. Warum zieht es in diesen Tagen so viele auf die Straße? Weil man, wie so oft im Leben, in der Stunde des drohenden Verlustes erst so richtig spürt, was man hat und nicht verlieren möchte. Die Menschen möchten sich zugehörig fühlen. Und wer sich für sein Stück Zuhause engagiert und abgeholt wird, egal von wo er kommt, egal, wo ein solches Haus der Begegnung steht, wird sich auch innerlich im neuen Ort einrichten.
Herr Meierfrankenfeld, wir sagen „danke“ mit dieser Auszeichnung!


• SC Aleviten


Nach Angaben der UNO sind weltweit mehr als 50 Millionen Menschen auf der Flucht. Das sind so viele Flüchtlingen wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. Viele kommen nach Europa. Die Integration all dieser Menschen, das Miteinander in Europa, in Deutschland und natürlich auch im Kreis Paderborn, ist eine enorme Herausforderung. Zwei Mal haben wir bereits bewiesen, dass wir es können. Nach dem zweiten Weltkrieg gelang die Aufnahme der Vertriebenen und Flüchtenden. Die neue deutsche Einheit nach dem Fall der Mauer vor 25 Jahren ist eigentlich in trockenen Tüchern. Wird uns diese dritte neue Einheit gelingen? – Inklusion ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist. Deutschland hat diesen Vertrag unterschrieben. Bei der Umsetzung befinden wir uns noch am Anfang. Eine Gesellschaft, sehr geehrte Damen und Herren, muss sich auch daran messen lassen, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Hier zeigt sich ihre wahre, menschliche Größe. Und damit komme ich zum SC Aleviten, der all das spielerisch vereint. Bei dem Verein handelt es sich erst einmal um einen Fußballklub, den Verani Kartum gründete. Diese Vereinsgründung kam man nur verstehen, wenn man einen Blick in seine Biographie wirft: Herr Kartum kam im zarten Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern aus der Türkei hierher in den Kreis Paderborn. Er weiß, was es heißt, in ein fremdes Land zu kommen. Er weiß, wie sich die Angst vor Ausgrenzung, vor allzu schneller Stigmatisierung anfühlt. Er weiß, wie schwer es ist, in einer Gesellschaft Fuß zu fassen, deren Sprache man nicht versteht und deren Tradition so anders ist. Er traf eine Entscheidung, die sein Leben grundlegend prägen sollte: Er trat einem Sportverein bei, in dem er aufgenommen und angenommen wurde. Heute ist Verani Kartum längst angekommen. Und er möchte, dass auch anderen Menschen mit Migrationshintergrund genau das gelingt. Deshalb gründete er diesen Fußballklub, weil er die integrierende Wirkung dieser Sportart kennt. Heute hat der Verein unter seinem Vorsitz 100 aktive und mehr als 200 passive Mitglieder. Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer versuchen jeden Tag, „Kulturen, Nationen und Religionen einander näherzubringen“, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Es sind nicht die sportlichen Erfolge auf dem Fußballplatz, die für ihn zählen. Die werden natürlich gern mitgenommen, wenn es sich so ergibt. Was zählt, sind die kleinen und großen Erfolge im Alltag, die der Verein ermöglichen möchte. Er kümmert sich auch um sozial schwache Kinder und Familien, um psychisch kranke und straffällig gewordene Menschen, denen er hilft, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. In diesem Verein ist jeder ein Star. Keiner steht im Abseits. Der SC Aleviten möchte auch den Schwächsten Lebensfreude und Sinnhaftigkeit vermitteln. Die Betreuung reicht deshalb weit über das Spielfeld hinaus. Die Kinder werden abgeholt, bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben, finden im Verein immer jemanden, der zuhört und hilft. Bei Festen und Veranstaltungen, die in erster Linie für die Kinder gedacht sind, kommen auch die Eltern und lernen sich kennen. Weil Mütter und Frauen eine entscheidende Rolle im Familienleben spielen, geht der Verein auch aktiv auf die Frauen zu und schlägt ihnen den Erwerb der Trainerlizenz vor. Türkische Trainerinnen gehören beispielsweise ganz selbstverständlich zum Vereinsalltag dazu. Und was mich immer besonders begeistert: die großen Turniere, zu denen der SC Aleviten einlädt und so viele Fußballvereine aus der Region kommen. Und dann kommt es zu den gewünschten Begegnungen. Das ist vorbildlich.

Seit der Vereinsgründung konnten viele Kinder, Familien und Erwachsene stabilisiert werden. „Es ist jedes Mal ein kleines Wunder, wenn man erlebt, wie Kinder, die überhaupt nicht mehr klar kommen, hier Halt finden, zu einem geregelten Tagesrhythmus und dann auch in der Schule denn Anschluss finden, sagt Kartum. Da alles spricht sich rum: Im Dezember vergangenen Jahres erhielten Kartum und seine Helferinnen und Helfer die Nachricht, dass Sie vom DFB in den Club 100 des Ehrenamtes aufgenommen wurden.

Und wie hieß sein Verein gleich noch? SC was? SC Aleviten? Diese Reaktion, dieses „Stolpern“ über den Namen ist von Kartum so gewollt. Die Aleviten sind eine Konfession im Islam, der er selbst auch angehört. Herr Kartum möchte somit auch zu Fragen anregen, die über den Sport hinausgehen. Auf der Homepage des Vereins wird erklärt, was es mit den Aleviten auf sich hat: „Die Aleviten unterstützen die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und treten für eine offene und liberale Gesellschaft ein. Toleranz und Achtung der Menschrechte steht bei den Aleviten an höchster Stelle. Die Aleviten sind offen für Dialoge, Achtung und Respekt gegenüber Minderheiten und anderer Religionen und Konfessionen“ heißt es dort.
Sehr geehrte Damen und Herren, Sie erkennen, wie aktuell diese Auszeichnung heute ist. Der Kreis Paderborn möchte jedes Jahr Ehrenamtliche mit Vorbildfunktion der Öffentlichkeit vorstellen. „Der SC Aleviten engagiert sich mit Leidenschaft jeden Tag für den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft“, heißt es in der Vorschlagsbegründung.

Zu Beginn habe ich die Frage gestellt, ob uns diese dritte Einheit gelingt. Mit Menschen wie Ihnen, lieber Herr Kartum, können wir hoffen. Es kann ein Anfang sein. In diesem Sinne möchte ich das Motto des heutigen Abends noch einmal aufgreifen und Ihnen gemeinsam mit Herrn Kartum zurufen: Es lebe der Sport!

 

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